Käpplerin un Kalkmännel -  Das Theaterprojekt zum Dorfjubiläum 750 Jahre Jockgrim (2015)

Ein Teil von etwas Ganzem werden

Begeisterte Mitwirkung bei den Einführungen zum Jubiläumstheaterprojekt in Jockgrim

Einführungstag Kinder - Stationentheaterprojekt Jockgrim - Käpplerin un KalkmännelSamstag, 24. Januar, TSG-Turnhall‘: Sechzehn Kinder schreien und toben wild durcheinander, um im nächsten Moment auf ein Zeichen zu verstummen und reglos dazustehen, drei Minuten und länger. Auch gelacht werden darf nicht. Diese nicht nur für Kinder schwierige Übung wird von allen Nachwuchschauspielern bravourös gemeistert. Gegenseitig modellieren sie als „Bildhauer“ ihre „Statuen“ und machen daraus eine Ausstellung. Vier Stunden lang spielen und arbeiten die Kinder intensiv zusammen, dass es eine wahre Freude ist.

Eine Woche später ist die erste Hälfte der erwachsenen Schauspieler dran, die auf Ihre Aufgaben beim Stationentheater „Käpplerin un Kalkmännel“ vorbereitet werden. Am Freitagabend treffen sich die 56 Spielerinnen und Wegbegleiter zwischen 13 und 67 Jahren. Empfangen werden sie in Kleingruppen von fünf Assistentinnen, die sich während des gesamten Wochenendes, um die Teilnehmer kümmern.

Einführungswochenende Spieler - Stationentheaterprojekt Jockgrim - Käpplerin un Kalkmännel

Aber lange gequatscht wird nicht, denn die Veranstaltung soll die Mitwirkenden - über die Hälfte sind Laien ohne jede Vorkenntnisse – spielerisch auf Thema, Stück und Rolle vorbereiten. Auch bei den Erwachsenen wird nicht minder gejuxt. Jeder setzt einen Hut auf, dann wandert dieser im Kreis weiter und schon verwandeln sich alle eins ums andere Mal in jemand anderen.

Einführungswochenende Spieler - Stationentheaterprojekt Jockgrim - Käpplerin un KalkmännelWalter Menzlaw vom Chawwerusch Theater und Marianne Stein, die beiden Projektleiter, heben nur die Hand und schon sind alle stille und versuchen, die manchmal nicht ganz einfachen Spielregeln zu verstehen und umzusetzen. Experimentiert wird mit Körper, Raum und Stimme. So bekommt die Hälfte der Gruppe einen Satz aus dem Stück, bspw.: „In Polenheim wo ich arbeiten, Wasser ist wie Eis“.

Jeder überlegt sich eine Stimmung, Haltung zum jeweiligen Satz. Ohne dass der Partner den Satz, kennt modelliert der Bildhauer seine Statue, in diesem Fall eine frierende, ernste Frau. Dann geben die Regisseure ihrer Statue eine dazu passende Bewegung, die sich wiederholen lässt. Durch Vormachen und Spiegeln wird die Idee weiter gegeben. Schließlich spricht der Anleiter den dazugehörigen Satz in der entsprechenden Stimmung, in unserem Beispiel sehr gebrochen und langsam. Jetzt wird noch festgelegt, wann die Bewegung ausgeführt wird und wann der Text gesprochen wird, davor, danach dazwischen? Jetzt lässt sich der Ablauf wiederholen.

Einführungswochenende Spieler - Stationentheaterprojekt Jockgrim - Käpplerin un KalkmännelDie Teilnehmer gehen von Statue zu Statue und setzen sie durch einen Schnipser in Bewegung. So erfahren die Teilnehmer etwas vom Stück, lernen dass ein Text auch immer eine Haltung und eine Bewegung brauchen und überdies staunen sie, wie die Vermittlung untereinander ganz ohne Sprache funktionieren kann.
Vermittelt wird ganz praktisches Theaterhandwerkzeug, samt entsprechender Begriffe, die die Teilnehmer später bei der Inszenierung anwenden können.

Kommunikation und Ensemblespiel sind zentrale Begriffe mit denen gespielt wird. In Kleingruppen wird eine Bildergeschichte zu Themen aus dem Stück entwickelt.
Beim „Spiel mit Objekten“ wird ausprobiert wie beispielsweise mit einem Hut oder mit einem Stuhl umgegangen werden kann, um eine Stimmung auszudrücken. So wird der Hut in Erinnerung an eine zärtliche Begebenheit gestreichelt oder aus Wut zu Boden geworfen, bevor der Hut zum imaginären Gegenüber wird, bei dem man sich entschuldigt. Jeder probiert sich in einem von vier Grundtypen aus, welche Figur liegt einem am meisten, welche fällt am schwersten?

Einführungswochenende Spieler - Stationentheaterprojekt Jockgrim - Käpplerin un KalkmännelNachdem die Kostümgruppe die Teilnehmer ausgemessen hat sitzen alle zu einem bunten und köstlichen Büfett zusammen. Jede und jeder hat dafür eine Kleinigkeit mitgebracht.

Am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag hat jeder Teilnehmerin einer Kleingruppe einen kleinen Soloauftritt. Sie erhalten einen kleinen Text, den sie innerhalb kurzer Zeit sinngemäß wiedergeben sollen. Dann werden die Kandidaten ausgelost und erhalten zusätzlich zum Text eine Handlung, bspw. eine Nadel einfädeln und einen Knopf annähen. Die beiden Projektleiter und die Assistenten schauen sich aufmunternd und aufmerksam die Beiträge an. 56 Einzelauftritte, das ist kein Pappenstiel. Keiner muss Angst haben, nicht genommen zu werden, denn dies ist kein Casting, für jeden gibt es eine Rolle. Und da weit mehr Menschen mitspielen als es Rollen gibt, so werden kurzerhand zusätzliche Rollen geschaffen.

Einführungswochenende Spieler - Stationentheaterprojekt Jockgrim - Käpplerin un KalkmännelAm Sonntag endet der Workshop mit Rhythmus- und choreographischen Spielen, die die meisten Teilnehmer begeistern aber andere auch zur Verzweiflung bringen. Aber genau darum geht es: Die Projektleiter müssen alle Mitwirkende mit ihren Fähig- und Unzulänglichkeiten kennen lernen, um den richtigen Platz für sie zu finden. Am Ende zeigten sich alle Mitwirkenden überaus begeistert, dass sie mal „so etwas Verrücktes“ machen durften. Alle freuen sich darauf, dass es nun bald losgeht. Aber zuvor findet am Wochenende vom 6. – 8. Februar noch das zweite Einführungswochenende mit gar 64 Mitwirkenden zwischen 13 und 84 Jahren statt.

Einführungswochenende Spieler - Stationentheaterprojekt Jockgrim - Käpplerin un KalkmännelBis zum 15. Februar werden die Theaterprofis Marianne Stein und Walter Menzlaw die 104 erwachsenen Schauspieler und die 16 Kinder auf die sieben Stationen verteilen und versuchen, dabei allen Aspekten gerecht zu werden. Bereits besetzt sind die 16 Wegbegleiter, für die die Teilnahme an den Basiswochenenden sehr wichtig war, denn auch sie werden später sozusagen eine Rolle spielen.

Wichtig ist vor allem, dass alle Teilnehmer der zentralen Jubiläumsveranstaltung der Gemeinde Jockgrim als Ensemble zusammenarbeiten und jeder sich als Teil eines Ganzen begreift. Ziel ist ja auch, durch dieses Projekt neue Kontakte zu knüpfen, auch zwischen Einheimischen, Zugereisten und Auswärtigen.

Die Proben beginnen nach einem ausgefeilten Probeplan im April. Die Aufführungen sind Ende Oktober, Anfang November als Stationentheater auf dem ehemaligen Gelände der Ziegelei zu erleben. Das Theaterprojekt wurde von der Gemeinde Jockgrim in Auftrag gegeben, der Gewerbekreis unterstützt das Projekt finanziell.

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