Kunst im Zehnthaus: 50 Jahre Atelier Karl-Heinz Deutsch - Eine Rückschau

"Ich hatte unwahrscheinliches Glück, das realisieren zu können, was mir auch wirklich etwas bedeutet" (Prof. Karl-Heinz Deutsch) - In einer umfangreichen Retrospektive zeigt das Zehnthaus jetzt Werke aus den Stationen der letzten 50 Jahre. Vernissage am 25.10., 11:00 Uhr.

Prof. Karl Heinz Deutsch im seinem Atelier - Foto: ZehnthausKarlsruhe - Jockgrim - Germersheim bilden eine geografische Achse im Schaffen des Künstlers und seiner Ateliers. Der Schönheit der Pfalz fühlt sich der 1940 in Karlsruhe geborene Karl-Heinz Deutsch verpflichtet.  Jockgrim hat ihn dabei in vielerlei Hinsicht geprägt. Nach der Ausbildung zum Keramik-Modelleur in der Ziegelei Ludowici entschied er sich zu einem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Er hatte für zwei Jahre ein städtisches Atelier in Karlsruhe und bekam bereits als Student erste Aufträge. Damit war sein Weg festgelegt. Ab 1965 war er als Künstler selbstständig tätig. Seine Arbeiten, die sich in dieser Zeit der Verknüpfung von Kunst und Architektur zum Thema machten, verhalfen ihm zu großem Ansehen in der Region. Die Stadtbücherei Ludwigshafen, das Kulturzentrum Bingen, die Kirche in Opau und Schopp, insgesamt etwa 70 "Kunst-am-Bau"-Aufträge, die oft in Wettbewerben juriert wurden, sind Stationen dieses künstlerischen Schaffens. In Jockgrim richtete er im elterlichen Haus sein erstes eigenes Atelier ein. Und hier baute er später dann sein Wohnhaus, wo er über viele Jahre arbeitete und auch heute noch wohnt. Seit dem Jahr 2001 steht ihm ein geräumiges Atelier in Germersheim in der Fronte Lamotte zur Verfügung.

Karl-Heinz Deutsch: VisierkopfIn den Jahren 1980 bis 1984 arbeitete er an kleinen, meist stehenden Bronzeskulpturen: geheimnisvolle, in Teilen fast surreale "Figurationen", deren Ausformungen unwillkürlich Assoziationen an den weiblichen Körper wecken. Um das Jahr 2000 beginnt der Bildhauer große "Stelen" zu entwickeln, aus Bronze, Sandstein, Aluminium und Gips. Sie bringen Raum mit und fordern gleichzeitig Raum ein.

Ganz behutsam verändern sich diese Stelen: Verknüpfungen weiterer zentraler Sujets von Professor Deutsch finden statt: Köpfe und Knoten.

Nicht zuletzt mit den Kopfskulpturen, den "Köpfen", hat sich Karl-Heinz Deutsch national und international einen Namen gemacht. Der "Januskopf" ist an äußerst exponierter Stelle am Gebäude der Landesvertretung von Rhenland-Pfalz in Berlin installiert. Der Bildhauer reduziert die Kopfform auf das Wesentliche und akzentuiert den gewünschten Charakter nur durch wenige Linien, Rillen und Punkte, manches Mal auch durch farbliche Überhöhungen oder der sparsamen Addition von Eisen oder Stahl. Der Künstler dekliniert dieses Thema in unterschiedlichen Materialien und Größen. Die Variationen rechen von Beilkopf, Visierkopf, Helmkopf, Denker, Philosoph bis hin zum Januskopf. Aber mehr noch zeigt sich: während in den Stelen eine Entsprechung zur weiblichen Figur gesehen werden kann, sucht Prof Deutsch im Laufe des Schaffensprozesses ein männliches Pendant und den entsprechenden Archetypus. "Über das Studium der männlichen Figur kam ich zu Rüstungen und daraus entwickelte sich die Kopf-Skulptur" (KHD)

Durch die Arbeit mit neuen Materialien und deren Möglichkeiten entstanden bei Karl-Heinz Deutsch immer wieder Ideen zu neuen Grundformen, wie die der "Knoten" aus den 90er Jahren. Raumzeichen entstehen, die den Raum durchdringen und Wegzeichen bilden; einerseits Halt gebend, auf der anderen Seite Irritationen stiftend, verwirrend; zum einen eng und undurchsichtig verknotet, zum anderen klar und in nachvollziehbarer Ordnung erkennbar geschlungen, manchmal ohne Anfang, ohne Ende. Sie sind Rhythmus und Bewegung, harmonisch und rätselhaft.

Karl-Heinz Deutsch: SpiraleNeben seinem eigenen künstlerischen Schaffen hat sich Professor Deutsch auch sehr erfolgreich der aktiven Förderung von Kunst und Künstlern verschrieben. Die Organisation von 15 nationalen und internationalen Bildhauersymposien gehörte dazu: Triest, Portoroz, Bad Kreuznach, Kaiserslautern, Südliche Weinstraße, Jockgrim und andere. Bei vielen Symposien war er als Künstler beteiligt. In seinem Heimatort Jockgrim gelang es ihm zudem, das Bewusstsein für die Kunst zu erneuern und zu festigen. Im Zehnthaus Jockgrim war er von 1979 bis 2013 Organisator der Kunstausstellungen, war maßgeblich für die Ausrichtung des Kunstvereins verantwortlich und hat mitgeholfen, ihn in der Kunstszene der Südpfalz zu etablieren.

An vielen nationalen und internationale Wettbewerben war Karl-Heinz Deutsch erfolgreich beteiligt und Arbeiten von ihm befinden sich in öffentlichem und privaten Besitz in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Saudi-Arabien und USA.
Der Erfolg stellte sich bereits 1973 mit dem Pfalzpreis für Plastik ein. Das bezeichnet er selbst sehr gern als den Durchbruch. 1978 kam der Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz dazu. 1988 wurde er zum Honorarprofessor an der Fachhochschule Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern bestellt. Es folgte der Kunstpreis der VPK mit der Verleihung der Picasso-Medaille. Zahlreiche Auslandskontakte und lebenslange Freundschaften entstanden. "Dieser Austausch über die Grenzen hinaus war für meine Arbeit und mein Leben sehr befruchtend. Im Leben geht es doch darum, die Schönheit zu erfassen und zu genießen," sagt Karl-Heinz Deutsch und er zitiert Alberto Giacometti: "Ich sehe etwas, ich finde es wundervoll, ich habe Lust, es wiederzugeben. Ob es mir misslingt, ob es gelingt - das wird schließlich unwichtig. Ob ich vorankomme, indem ich scheitere, oder ob ich vorankomme, indem ich erfolgreich bin, so oder so ist es für mich ein persönlicher Gewinn."

Nach dem Originaltext von Christina Körner, September/Oktober 2015

Dauer der Ausstellung: 
25. Oktober bis 22.November 2015

Öffnungszeiten: 

Fr   20:00 - 22:00 Uhr
Sa 15:00 - 17:00 Uhr
So 11:00 – 17:00 Uhr

Vernissage:
Sonntag, 25. Oktober 2015 - 11:00 Uhr

Zehnthaus Jockgrim
76751 Jockgrim - Ludwigstraße 26-28 

Aktuelle Informationen, auch über das weitere Pogramm, unter: www.zehnthaus.de